(4) Die Jagd nach dem „Bauernschreck“
Ort: Steiermark und Kärnten, v.a. Stubalpe und Koralpe
Zeit: 1913 und 1914
Zu einer dunklen, sich über viele Monate hinziehenden Zeitungssensation entwickelte sich 1913/14 die Jagd nach dem mysteriösen „Bauernschreck“. Von Juni 1913 bis Anfang März 1914 tötete ein unbekanntes, aber offenbar besonders gefährliches Raubtier auf Bergen im Lavanttal und in der benachbarten Steiermark immer wieder Schafe und Rinder, aber auch Wild. Das schreckliche Treiben, das auf der Stubalpe in der Steiermark begann und sich dann bis mitten in das Herz des Koralpengebietes fortsetzte, blieb sowohl den betroffenen Bauern als auch Behörden und Fachleuten monatelang ein Rätsel.
Zeitungen im In- und Ausland interessierten sich für die geheimnisvolle Bestie. In den am stärksten betroffenen Gebieten setzte man Krisenstäbe ein und gründete Sonderkommissionen. Mehrmals wurden Schulen geschlossen, um die Kinder nicht zu gefährden. Hunderte Jäger, Gendarmen und Soldaten wurden auf die Almen entsandt, um nach dem „Bauernschreck“ zu suchen. Aber nichts half. Der „Bauernschreck“ tötete weiter, und immer öfter gerieten auch Menschen in Gefahr.
Augenzeugen wollten Löwen und Tiger gesehen haben, und Urlauber vernahmen nachts schauerliches „Löwengebrüll“. Namhafte Zeitungen verbreiteten Meldungen, wonach es sich wohl um entflohene und äußerst gefährliche Raubtiere aus einem Wanderzirkus handeln müsse.
Die Angelegenheit, die über Monate hinweg in ganz Österreich-Ungarn und darüber hinaus für Aufsehen sorgte, konnte erst im März 1914 aufgeklärt werden – als man nämlich im Koralpengebiet einen stattlichen Wolf erlegte. Wissenschaftler konnten nachweisen, dass er der „Übeltäter“ gewesen war. Der Wolf, der als „Bauernschreck“ so große Bekanntheit erlangte, wurde ausgestopft und ist noch heute im Museum im Lavanthaus in Wolfsberg zu sehen.
Werner Thelian
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