Vor langer, langer Zeit – so erzählen die Alten – bedeckte ein tiefer, dunkler See große Teile des Lavanttals. Die wenigen Menschen, die an seinen Ufern lebten, fürchteten sich vor dem Wasser, das immer wieder ihre Wiesen und Felder überschwemmte, die ohnehin spärliche Ernte zerstörte und die Bevölkerung zwang, auf den kalten, unwirtlichen Almen Zuflucht zu suchen. Sie fürchteten aber auch das äußerst geschäftige Zwergenvolk, das tief im Inneren der Lavanttaler Berge lebte und dort seit Menschengedenken einem rätselhaften Treiben nachging. Weil immer wieder behauptet wurde, das geheimnisvolle Zwergenvolk besitze unermessliche Reichtümer, erwachte in einigen Menschen die Gier nach jenen sagenumwobenen Gold- und Edelsteinschätzen, die in Wirklichkeit noch keiner gesehen hatte. Trotzdem beschloss man, einen der Zwerge gefangen zu nehmen, um sich von ihm den Weg zu den erhofften Reichtümern weisen zu lassen. Es dauerte nicht lange, und der Plan wurde in die Tat umgesetzt.

Der gefangene Zwerg schwor vergebens, dass er weder Schätze besitze noch je von ihnen gehört habe. Man steckte ihn in ein dunkles Verlies, wo er über 30 Jahre lang gefangen gehalten wurde. Als der kleine Mann aber auch nach dieser langen Zeit noch immer versicherte, keine Schätze zu kennen, erbarmte man sich seiner endlich und ließ ihn wieder frei. Zum Dank versprach der Zwerg, sich bald auf andere Weise erkenntlich zu zeigen. Er hielt sein Wort.

Schon bei Anbruch des nächsten Tages war ein dumpfes Grollen aus dem Bergesinneren zu hören. Die herbeieilenden Menschen, die das Schlimmste befürchteten, bemerkten zu ihrem großen Erstaunen, dass sich der Wasserspiegel des Sees allmählich zu senken begann. Schon nach wenigen Tagen war alles Wasser abgeflossen und ein breites, tiefes Tal wurde sichtbar, in dem es bald darauf zu grünen begann. Auf einmal verfügten die Bauern über herrliche Wiesen und Ackerflächen, zogen von den rauhen Almen ins Tal und konnten fortan von den Früchten des Bodens leben, die sie nun endlich als die wahren Schätze dieses Landes erkannten. Von den Zwergen aber hat man seither nichts mehr gesehen oder gehört.

Den gewaltigen Talsee, von dem die Sage erzählt, hat es tatsächlich gegeben. In der Endphase der letzten Eiszeit zog sich der mächtige Draugletscher, der vor rund 22.000 Jahren noch bis kurz vor Griffen reichte, wieder zurück. Gewaltige Schottermassen sammelten sich im südlichen Drautal und verursachten bei Lavamünd einen Aufstau der Lavant. In weiterer Folge bildete sich ein urzeitlicher See, der große Teile des südlichen und mittleren Tales bedeckte.

Als der Lavantsee im Zuge der weiteren geologischen Vorgänge wieder abfloss, hinterließ er eine zunächst sumpfige Tallandschaft, die aber schon bald zum Urgrund des fruchtbaren Lavanttaler Bodens wurde. Die letzte größere geologische Ausgestaltung des Tales war damit abgeschlossen.

Wo früher Goldwäscher ihre harte Arbeit verrichteten und die abergläubische Bevölkerung die ständige Gegenwart guter und böser Fluss- und Berggeister zu spüren glaubte, gibt es heute einmalige Natur- und Kulturlandschaften zu bestaunen. Sie laden zu interessanten Entdeckungsreisen ein, bieten aber auch Erholung und Entspannung. Dass man sich im schönen Lavanttal an allen Ecken und Enden wohl fühlen kann, braucht erst gar nicht betont zu werden. Im “Paradies Kärntens” lebt sich’s eben gut. Ob in der Stadtgemeinde Bad St. Leonhard, der Marktgemeinde Reichenfels oder in einer der anderen Gemeinden – die vielgestaltige Schönheit des Tales offenbart sich überall.

Verkehrsgeographische Lage

Alle Wege führen ins Lavanttal, möchte man sagen, wenn man sich die günstige verkehrsgeographische Lage der Region vor Augen hält. Und wirklich sind die Gemeinden des Bezirks Wolfsberg, auch die des oberen Lavanttals, heute besonders leicht zu erreichen. Entweder über die A2-Südautobahn, die seit Jahren direkt durch das “Paradies Kärntens” führt, oder über die fast schon 100 Jahre alte Eisenbahnlinie zwischen Zeltweg und Klagenfurt.

Aber auch die Straßen über den Griffner Berg, den Obdacher Sattel, den Packsattel und das Klippitzthörl sind wichtige Verkehrsverbindungen, die das ganze Jahr über von Autofahrern benützt werden. Im Winter sind sie Zubringer zu den schönsten Wintersportgebieten in diesem Teil Kärntens.

Am besten kann man das oberen Lavanttal vom Autobahnrastplatz Twimberg aus überblicken, wo der berühmte “Kärntner Sonnenturm” steht. Der metallene Turm, von Prof. Gieselbert Hoke der Kärntner Sonne und den zahlreichen romanischen und gotischen Kirchtürmen des Landes gewidmet, hat sich längst zu einer modernen Sehenswürdigkeit entwickelt. Am Tor zum Paradies Kärntens errichtet, wird der Aussichtsturm Jahr für Jahr von Zigtausenden besucht.

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