Nicht umsonst galt die heutige Bezirksstadt Wolfsberg schon im Mittelalter als Zentrum des Kärntner Weißweinanbaus. Erst viel später, bedingt durch klimatische Veränderungen und die immer stärkere Konkurrenz der steirischen Weinbaugebiete, musste diese alte Tradition fast gänzlich aufgegeben werden. In den 1970er Jahren hat man an verschiedenen Orten des Tales mit der Wiederbelebung des Weinbaus begonnen. In der wissenschaftlichen Obstbauversuchsanstalt der Kärntner Landwirtschaftskammer in St. Andrä keltert man seit 1975 edlen Rebensaft, und 1978 wurde auch auf den Terrassen von Schloss Thürn ein Weingarten ausgepflanzt. Neben dem wissenschaftlichen Interesse steht dabei die berechtigte Hoffnung im Vordergrund, neue Ansatzpunkte für eine noch engere Kooperation zwischen Landwirtschaft und Tourismus zu schaffen.

Der geheimnisvolle Fluss

Seinen Namen hat das Tal vom Fluss Lavant, der es von Norden nach Süden durchzieht. Vorbei an alten Städten und reizvollen Märkten, an jahrhundertealten Kirchen, Burgen und Schlössern, an modernen Industrie- und Brückenbauwerken zieht das kalte, klare Wasser der Lavant seine rund 60 Kilometer lange Bahn durch das Tal. Seinen Ursprung hat der Fluss im Grenzgebiet zwischen der Steiermark und Kärnten – genauer gesagt, am steirischen Zirbitzkogel, einem beliebten Ausflugsziel. Wer den rund 2.400 Meter hohen Berg erwandert und die überaus gesunde Gebirgsluft eingeatmet hat, kann sich nur schwer dem besonderen Reiz des kleinen, aber tiefen Sees entziehen, von dem aus die Lavant talwärts drängt. Angereichert mit dem Wasser einiger Seitenbäche überwindet sie zwischen den alten Märkten Obdach und Reichenfels die Landesgrenze. Sie schlängelt sich vorbei an der Stadt Bad St. Leonhard, passiert die natürliche Enge des Twimberger Grabens, durchfließt die Stadtgemeinden Wolfsberg und St. Andrä, um schließlich bei Lavamünd, nur wenige Kilometer vor der österreichisch-slowenischen Staatsgrenze, in den mächtigen Draustrom zu münden.

Woher der Name „Lavant“ kommt, bleibt freilich ungewiss. Auch wenn die wahre Bedeutung des Flussnamens bis heute nicht völlig zufriedenstellend geklärt werden konnte, bleibt wenigstens die Gewissheit historischer Kontinuität. Als die Gräfin Richgard von Spanheim um die Mitte des 11. Jahrhunderts den Leichnam ihres Gatten Siegfried, der auf der Rückreise aus dem Heiligen Land ums Leben gekommen war, auf ihre Lavanttaler Stammburg bringen ließ, stiftete sie eine kleine Paulskapelle am Fluss „Lavand“ und legte damit den Grundstein für das Benediktinerstift St. Paul.

Zu Anfang des 16. Jahrhunderts versuchte der berühmte Arzt und Naturforscher Theophrastus Bombastus von Hohenheim (1493–1541), besser bekannt als Paracelsus, den Namen des Flusses vom lateinischen Verb „lavare“ (d.h. waschen) herzuleiten. Paracelsus schreibt:

„Das Laventtal im Herzogtum Kärnten hat seinen Namen vom Waschen empfangen. Denn in demselben die Wasserflüss so goldreich gewesen sind, daß von allen fremden Nationen Künstler und Bergleut sich darein gefügt haben. Also ist die Stadt S. Leonhard gebauet, auch Wolfsperg von Bauleuten desselbigen Lands mit Wein und Getreid zugenommen und erbauet.“
(Theophrastus Bombastus von Hohenheim, genannt Paracelsus)

Paracelsus‘ Deutung, die keineswegs unwidersprochen blieb, bezog sich also auf die rege Goldwäschertätigkeit, die an den Ufern der Lavant und so manchem ihrer Nebenbäche eine jahrhundertealte Tradition hat. Die Bedeutung des Lavantwassers reichte aber zu allen Zeiten weit über seine intensive bergbauliche, landwirtschaftliche und industrielle Nutzung hinaus.

Die Sage vom Lavantsee

In den Mythen und Sagen ist das Wissen unserer Vorfahren verborgen. Die Spuren von so manchem historischen Ereignis lassen sich in ihnen finden. Das trifft auch auf die Sage vom Lavantsee zu, die schon lange von Generation zu Generation weitergetragen wurde, ehe auch Forscher unserer Tage den „wahren Kern“ der Geschichte erkannten.

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