6. Der Schutz durch Rituale und Symbole
Angesichts der ständigen Gefahr, in den dunklen Stollen verschüttet zu werden oder auf andere Weisen Schaden zu erleiden, entwickelten die Bergknappen eine Vielzahl von Ritualen und Symbolen, die ihnen Schutz bieten sollten. Es war üblich, vor dem Betreten des Bergwerks ein Gebet zu sprechen oder ein heiliges Symbol bei sich zu tragen, etwa ein kleines Kreuz oder ein Amulett.
Auch die Verehrung der Heiligen Barbara, der Schutzpatronin der Bergleute, war weit verbreitet. In vielen Bergwerken gab es kleine Altäre oder Statuen zu Ehren der Heiligen, und es war Brauch, an bestimmten Tagen Kerzen für sie zu entzünden, um ihren Schutz zu erbitten. Der Glaube an die schützende Kraft dieser Rituale und Symbole war tief verwurzelt und half den Bergleuten, den Gefahren ihrer Arbeit mit Mut und Vertrauen entgegenzutreten.
Der Aberglaube und die Sagenwelt der Bergknappen in St. Leonhard und Umgebung bieten einen faszinierenden Einblick in die Gedankenwelt der Menschen, die unter den schwierigsten Bedingungen lebten und arbeiteten. Ihre Geschichten über Zwerge, Kobolde, heilkräftige Quellen und geheimnisvolle Schätze spiegeln die Ängste, Hoffnungen und den tiefen Glauben an das Übernatürliche wider, der ihr Leben prägte. Auch wenn diese Erzählungen heute als Teil des kulturellen Erbes angesehen werden, bieten sie doch einen wichtigen Schlüssel zum Verständnis der historischen Realität des Bergbaus und der Lebenswelt der Menschen, die ihn betrieben.
Werner Thelian
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