Die Lavant – Der geheimnisvolle Fluss aus den Bergen

Ohne Lavant kein Lavanttal. Daher lohnt es sich, dem Ursprung und Verlauf jenes Flusses nachzuspüren, der so eng mit dem nach ihm benannten Tal und seiner Bevölkerung verbunden ist. Und woher stammt der Name „Lavant“, und was bedeutet er eigentlich?

Seinen Namen verdankt das Lavanttal in Kärnten dem Fluss Lavant, der am Südosthang des Zirbitzkogels in der benachbarten Steiermark in über 2.000 Metern Seehöhe entspringt. Dort oben in der bereits kargen Gebirgslandschaft ruht der tiefe, dunkle und geheimnisvolle Lavant-See, von dem aus das Gewässer als zunächst unscheinbares Bächlein talwärts drängt.

Abbildungen oben: Slideshow Zirbitzkogel mit Lavant-See. Fotos: Redaktion.

Mit einem Einzugsgebiet von rund 76 km² erreicht die Lavant nördlich von Reichenfels, im Grenzgebiet zwischen der Steiermark und Kärnten, die Talsohle. Sie windet sich an der alten Stadt Bad St. Leonhard vorbei, strömt durch die natürliche Enge des Twimberger Grabens, passiert die Marktgemeinde Frantschach-St. Gertraud, durchfließt die Stadtgemeinden Wolfsberg und St. Andrä, um schließlich ganz im Süden in der Marktgemeinde Lavamünd, nur noch wenige Kilometer von der österreichisch-slowenischen Staatsgrenze entfernt, in den mächtigen Draustrom zu münden. Auf ihrer gesamten Strecke hat die Lavant rund 72 Kilometer zurückgelegt.

Die Lavant schlängelt sich durch das Tal. Hier bei Wolfsberg.

Aus dem Lavanttal bis ins Schwarze Meer

Mit der Drau, dem Hauptfluss Kärntens und viertgrößten Ne­benfluss der Donau, passiert das Wasser der Lavant bei Dravograd/Unterdrauburg die Grenze zu Slowenien.

In Kroatien mündet die Drau schließlich in die Donau, den zweitgrößten und zweitlängsten Fluss Europas. Mit der ​Donau gelangt das Lavantwasser schließlich bis ins Schwarze Meer.

Ein alter und geheimnisvoller Name

Woher der Name „Lavant“ ursprünglich kommt, ist ungewiss. Jedenfalls ist er sehr alt. Als nämlich die Gräfin Richgard von Spanheim um die Mitte des 11. Jahrhunderts den Leichnam ihres Gatten Siegfried (auf der Rückreise aus dem Heiligen Land ums Leben gekommen), auf ihre Stammburg im unteren Lavanttal bringen ließ, stiftete sie am Fluss „Lavand“ eine kleine Paulskapelle. Damit legte sie zugleich den Grundstein für das Benediktinerstift St. Paul.

Abbildung: Die Drau bei Lavamünd. Hier, ganz im Süden des Tales, mündet die Lavant in den Hauptfluss Kärntens.

Paracelsus hatte eine eigene Erklärung

Zu Anfang des 16. Jahrhunderts versuchte der welterfahrene Arzt, Philosoph, Naturforscher und Alchimist Paracelsus (1493–1541), der eigentlich Theophrastus von Hohenheim hieß, den Namen des Flusses vom lateinischen Verb „lavare“ (d. h. waschen) herzuleiten.

Paracelsus schrieb:

„Das Laventtal im Herzogtum Kärnten hat seinen Namen vom Waschen empfangen. Denn in demselben die Wasserflüss so goldreich gewesen sind, daß von allen fremden Nationen Künstler und Bergleut sich darein gefügt haben. Also ist die Stadt S. Leonhard gebauet, auch Wolfsperg von Bauleuten desselbigen Lands mit Wein und Getreid zugenommen und erbauet.“

Aus: Paracelsus – Kärntner Schriften

Paracelsus‘ Deutung, die nicht unwidersprochen blieb, bezog sich auf die rege Goldwaschtätigkeit, die an den Ufern der Lavant und so manchem ihrer Nebenbäche schon damals eine jahrhundertealte Tradition hatte. Bereits Kelten und Römer nutzten die feinen Goldkörnchen, die z. B. der Klieninger Bach im oberen Lavanttal mit sich führte. Nicht allzu weit von der Stelle entfernt, an der der Bach in die Lavant mündet, bildeten sich – auch abhängig von der Jahreszeit – goldhaltige Sandablagerungen.

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Heute gehen Forscher eher davon aus, dass der Ursprung des Flussnamens bis in die vorkeltische Zeit zurückreicht. Im Indogermanischen bedeutet das Wort so viel wie „weißglänzender Fluss“.

Werner Thelian

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