80 Jahre „The Cloisters“ in New York: Die mittelalterlichen Glasgemälde aus Bad St. Leonhard im Lavanttal

Das weithin sichtbare Wahr­zeichen der Stadt Bad St. Leonhard im oberen Lavanttal ist die Stadtpfarrkirche zum Hl. Leonhard, eine der schönsten gotischen Kirchen des Landes. Die Leon­har­dikirche, im 14. Jahrhundert erbaut und dem Schutzpatron der Gefangenen und der Tiere geweiht, bewahrt u. a. eine gotische Madonnenstatue, gotische Flügelaltäre und ein spätgotisches Fastentuch. Von kunsthistorischer Bedeutung sind auch die bemalten Glasfenster, die heute mit 139 erhal­tenen Einzelscheiben die um­fangreichste Sammlung mittelalterlicher Glasgemälde in Kärnten bilden. Darüber hinaus befinden sich 24 der wertvollen mittelalterlichen Glasscheiben heute in New York. Sie wurden in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts aus wirtschaftlichen Gründen in die USA verkauft und gelangten 1965 über eine viel beachtete Auktion bei Sotheby’s an das Metropolitan Museum of Arts, das sie in seiner Außenstelle „The Cloisters“ der Öffentlichkeit präsentiert.

Ein Rundgang durch „The Cloisters“ in Manhattan/New York

„The Cloisters“ feiert heuer das 80-Jahr-Jubiläum

„The Cloisters“ (Die Kreuzgänge/Die Klöster) ist eine Abteilung des Metropolitan Museum of Art in New York und wurde in den 1930er Jahren im Norden von Manhattan errichtet. Das Gebäude, das sich im heutigen Fort Tryon Park auf einem Hügel oberhalb des Hudson River erhebt, ist der europäischen Kunst und Architektur des Mittealters gewidmet.  Es wurde aus architektonischen Elementen von geistlichen und weltlichen Gebäuden erbaut, die allesamt dem europäischen Mittelalter zuzuordnen sind. Das beeindruckende Bauwerk und seine abgeschiedenen Gärten bilden den angemessenen Rahmen für eine einzigartige Sammlung, die rund 5.000 europäische Kunstwerke aus der Zeit vom 9. bis zum 15. Jahrhundert umfasst. Darunter sind Originalsäulen aus Kreuzgängen französischer Klöster, Fenster, Portale und Brunnen ebenso wie wertvolle Gemälde, Manuskripte, Metall- und Emailarbeiten, Elfenbeinschnitzereien, Textilarbeiten und herausragende Werke mittelalterlicher Glasmalerei.

Die Idee, in New York eine Sammlung mittelalterlicher Kunst zu schaffen, geht ursprünglich auf den Bildhauer und Kunstsammler George Grey Barnard (1863–1938) zurück, der an der Fort Washington Avenue ein Privatmuseum verwirklichte und mit den Exponaten seiner Sammlung ausstattete. 1925 ermöglichte es John D. Rockefeller Jr., dass die Sammlung in den Besitz des Metropolitan Museum of Art gelangte und stellte das Gelände für ein neues Museum im Fort Tryon Park zur Verfügung. Das Museum „The Cloisters“ konnte nach rund vierjähriger Bauzeit am 10. Mai 1938 eröffnet werden. Rockefeller hatte auch größere Flächen auf der gegenüberliegenden Seite des Hudson River erworben, um den Ausblick auf die unverbaute Landschaft zu erhalten.

Mit „The Cloisters“ verband Rockefeller in den wirtschaftlich und gesellschaftlich schwierigen Zeiten nach der großen Weltwirtschaftskrise auch die Hoffnung, die Besucher zu beeindrucken, zu stärken und zu inspirieren: „Wenn diejenigen, die von dem Charme dieses Ortes überwältigt sind und sich von seinem Frieden, der Ruhe und Schönheit haben ergreifen lassen, mit gestärktem Mut und mit Hoffnung wieder aufbrechen, (…) war die Arbeit seiner Erbauer nicht vergeblich.“

Links: The Metropolitan Museum of Art – The Cloisters und Die Glasgemälde „Kaiser Heinrich II“ und „Königin Kunigunde“ in The Cloisters

Werner Thelian
Über Werner M. Thelian 94 Artikel
Jahrgang 1964, in Wolfsberg geboren und in Bad St. Leonhard aufgewachsen. Studium der Germanistik und Philosophie. Als Journalist, Autor und PR-Fachmann hat er zahlreiche Reportagen, Zeitungsserien und Bücher verfasst und gestaltet. Zu seinen Büchern gehören unter anderem Werke über das Lavanttal, wie »Bad St. Leonhard – Stadt mit Geschichte und Kultur« (1995), »Reichenfels – Ein Markt im Wandel der Zeit« (1996), »Lust auf Lavanttal« (2007), »Lavanttal – Wissens- und Sehenswertes« (2020) und »Brauchtum in Wolfsberg« (2023). Werner M. Thelian ist ein Kenner der Region, der seine Leser auf eine anschauliche Reise durch Gegenwart und Vergangenheit mitnimmt und dabei komplexe historische Zusammenhänge verständlich darstellt.

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