Auch in diesem Jahr hat das Museum im Benediktinerstift St. Paul in Kärnten seine Tore für Besucher weit geöffnet. Vom 1. Mai bis 31. Oktober lädt der Konvent des Lavanttaler Klosters ein, mehr über die traditionsreiche Abtei und ihre wechselvolle Geschichte zu erfahren. Unter anderem präsentiert man eine sehenswerte Sonderausstellung, die der „Schwarzen Kunst“ des Johannes Gutenberg gewidmet ist.
Das Benediktinerstift St. Paul ist nicht nur eines der ältesten Klöster Kärntens, sondern auch das einzige im Land, in dem noch heute Benediktinermönche wirken. 1091 von Graf Engelbert I. von Spanheim gegründet und mit Mönchen aus dem deutschen Reformkloster Hirsau im Schwarzwald besiedelt, wurde die Abtei am St. Pauler Stiftshügel rasch zu einem Zentrum des Glaubens, des Wissens und der Kunst. Im Laufe seiner mittlerweile schon über 927-jährigen Geschichte standen das Stift und seine Mönche immer wieder im Spannungs- und Wirkungsfeld wichtiger, oft weltpolitischer Ereignisse sowie bedeutender europäischer Herrschergeschlechter.
Von dieser großen und wechselvollen Vergangenheit zeugen auch die einzigartigen Kunstschätze, die im Stift bewahrt und alljährlich der interessierten Öffentlichkeit präsentiert werden. Und zwar sowohl im Rahmen internationaler Großausstellungen, als auch bei Sonderausstellungen und im regulären Museumsbetrieb. Auf diese Weise bietet das Stiftsmuseum Kunst- und Kulturinteressierten die Möglichkeit, Streifzüge in die Vergangenheit und Reisen durch die Jahrhunderte zu unternehmen. In den historischen Kellergewölben des Klosters und den Räumlichkeiten der ehemaligen Prälatur machen Exponate aus der Bibliothek, dem Stiftsarchiv und der Kunstsammlung das benediktinische „ora et labora et lege“ für Besucher anschaulich und nachvollziehbar: beten, arbeiten, lesen.
550 Jahre und ein besonders kostbares Buch
Das Highlight des diesjährigen Museumsbetriebs ist eine Ausstellung, die der „Schwarzen Kunst“, also der Buchdruckerkunst, des Johannes Gutenberg gewidmet ist. Gutenberg, der eigentlich Johannes Gensfleisch zur Laden hieß, wurde um 1400 in Mainz geboren. Ehe er 1468 ebendort starb, erfand und entwickelte er den Buchdruck mit beweglichen Lettern und veränderte damit die Welt. Unter den zahlreichen Büchern, die er in seiner Druckerei herstellte, sticht eines besonders hervor: die berühmte 42-zeilige Gutenbergbibel, die in einer Auflage von knapp 200 Exemplaren erschien. Die meisten waren auf Papier gedruckt, einige wenige und besonders kostbare jedoch auf Pergament. Heute sind nur noch wenige Gutenbergbibeln erhalten, fast alle auf Papier, viele nur in Bruchstücken.
Aus Anlass des 550. Todesjahres Gutenbergs zeigt man im Stift anhand seltener Frühdrucke und weiterer Exponate aus der Bibliothek und dem Stiftsarchiv, wie Gutenberg mit seiner Erfindung die Fundamente für unser Medienzeitalter legte. In den Ausstellungsräumen wird eine Brücke aus der Vergangenheit in die Gegenwart geschlagen und insbesondere die Geschichte um den Verkauf der St. Pauler Gutenbergbibel erzählt. Die wertvolle und einzige heute noch vollständig erhaltene Pergamentausgabe in drei Bänden wurde zu Beginn der 1930er Jahre um 270.000 Dollar in die USA verkauft. Weil das Stift dringend Geld brauchte, wie man in der Ausstellung erfährt. Heute wird die St. Pauler Gutenbergbibel in der Kongressbibliothek in Washington D.C. bewahrt und dort Jahr für Jahr Hunderttausenden interessierten Besuchern gezeigt.
Öffnungszeiten:
1. Mai bis 31. Oktober: Mittwoch bis Samstag von 10:00 Uhr bis 16:00 Uhr, Sonntag und Feiertag von 11:00 Uhr bis 17:00 Uhr. Montag und Dienstag geschlossen (wenn Werktag); Führungen für Gruppen jederzeit nach Voranmeldung.
Weitere Infos: www.stift-stpaul.at
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