Die Marktgemeinde Frantschach-St. Gertraud ist nicht nur die „jüngste“ Gemeinde des Bezirkes, sondern auch ein Industriestandort von überregionaler Bedeutung. Wo jahrhundertelang Eisenerz abgebaut und verarbeitet wurde, steht heute die Produktion von Papier und Zellstoff im Mittelpunkt.
Die Marktgemeinde Frantschach-St. Gertraud beginnt dort, wo sich die enge Schlucht des Twimberger Grabens nach Süden hin allmählich in die weite, fruchtbare Ebene des mittleren Lavanttals öffnet. Das rund 101 km² große Gemeindegebiet umfasst neben dem direkt an der Lavant und der Bundesstraße situierten Markt auch zahlreiche Ortschaften, von denen sich einige in beträchtlicher Höhe über dem Talboden befinden. Entsprechend abwechslungsreich ist die Landschaft, die vom Lavantufer bis weit hinauf in die Almregionen reicht.
Frantschach-St. Gertraud ist seit jeher ein bedeutender Industriestandort. Was vor Jahrhunderten mit dem Abbau und der Verarbeitung von Eisenerz begann, mündete im 19. und 20. Jh. in die industrielle Fertigung von Zellstoff und Papier. Heute ist die Papier- und Zellstoffindustrie nicht nur der größte Arbeitgeber der Region, sondern auch wesentlicher Motor der wirtschaftlichen Entwicklung. So haben sich im Umfeld der global agierenden Mondi AG, die in Frantschach-St. Gertraud neben der Papier- und Zellstofferzeugung auch eine moderne Sackkraftpapierfabrik betreibt, etliche Zulieferer und Dienstleister ansässig gemacht. Dazu kommen traditionsreiche Unternehmen der Holzwirtschaft und des Werkzeugbaus, landwirtschaftliche Betriebe, Nahversorger und die Gastronomie.
Neben seiner großen Bedeutung als Wirtschaftsstandort hat sich Frantschach-St. Gertraud auch als immer beliebter werdende Wohngemeinde einen Namen gemacht. Die Marktgemeinde bietet ihren rund 2.700 Bewohnern eine gut ausgebaute Infrastruktur mit Einkaufsmöglichkeiten sowie Schul- und Kindergartenplätzen. Die zahlreichen Kultur- und Freizeitmöglichkeiten tragen wesentlich zur Lebensqualität der Bevölkerung bei.
Darüber hinaus wurde in den letzten Jahren besonderes Augenmerk auf die Schaffung touristischer Angebote gelegt, die der Gemeinde neue Perspektiven für die Zukunft eröffnen. Während von Frühling bis Herbst die schöne und waldreiche Landschaft viele Wander- und Ausflugsmöglichkeiten bietet, stehen im Winter die schneesicheren Schipisten, Langlaufloipen und Rodelbahnen im Wintersportzentrum Weinebene im Mittelpunkt.
Industriestandort mit bedeutender Geschichte
In Frantschach-St. Gertraud wurde mehr als einmal österreichische, ja sogar europäische Industriegeschichte geschrieben. Schon im Mittelalter, als das Gebiet zu den Besitzungen des Bistums Bamberg gehörte, wurde hier Eisenerz abgebaut und in Schmelzöfen und Hammerwerken verarbeitet. Aus dem Roheisen wurden Schmiedeeisen und Stahl, aber auch Nägel und Draht hergestellt.
1825 erwarben die Brüder Rosthorn die Orte Frantschach und St. Gertraud, um hier erstmals in den österreichischen Alpenländern den modernen Puddlingprozess zur Eisenerzeugung einzusetzen. Frantschach wurde zur zentralen Verarbeitungsstätte für die Produktion aller Lavanttaler Eisenbergbaue und Hochöfen ausgebaut.
1848 wurde im Auftrag von Graf Hugo Henckel von Donnersmarck der Hammer-Hochofen in St. Gertraud errichtet, der weitaus leistungsfähiger als seine Vorgänger war. Hier wurde das Eisenerz geschmolzen und anschließend im Hammer und im Walzwerk in Frantschach zu Eisenbahnschienen, Schiffsblechen und Kessel verarbeitet. Als jedoch immer bedeutendere Teile der Eisenproduktion ins steirische Zeltweg verlagert wurden, setzte der Niedergang ein. Das Aus kam 1875, als sowohl der Hammer-Hochofen in St. Gertraud als auch das Eisenwerk in Frantschach stillgelegt wurden.
1881 errichtete Graf Henckel von Donnersmarck in Frantschach eine Natronzellstoff-Fabrik, in der aus Holz hochwertige Zellulose gewonnen wurde. Der Absatz entwickelte sich mehr als zufriedenstellend, das Werk wurde ausgebaut und 1920 an den Papierindustriellen Hofrat Wilhelm Hartmann verkauft. Heute gehört die Papier- und Zellstoffindustrie der Mondi AG.
Steinerne Zeugen der Vergangenheit
Unter den Sehenswürdigkeiten im Ort nimmt die Pfarrkirche St. Gertraud einen besonderen Stellenwert ein. Das Gotteshaus, 1289 erstmals urkundlich erwähnt, ist der Hl. Gertrud geweiht. In ihrer heutigen Form ist die Kirche im Wesentlichen ein spätgotischer Bau mit romanischem Kern. Im Inneren haben sich bedeutende Reste früher Wandmalereien erhalten. Sehenswert sind auch ein Votivbild und ein lebensgroßes Holzkruzifix aus dem 17. Jh. Die spätgotischen Holzstatuen der Hl. Gertrud und des Hl. Bartholomäus tragen ebenso zur besonderen Atmosphäre im Kircheninneren bei wie die aus dem 20. Jh. stammenden Glasfenster der Südwand.
Der Hammer-Hochofen, 1848 nördlich von St. Gertraud im neugotischen Baustil errichtet, ist heute ein bedeutendes Industriedenkmal.
Seit 1997 wieder eigenständig
Der jüngste und besonders erfolgreiche Abschnitt der Geschichte der Gemeinde begann am 1. Jänner 1997, als Frantschach-St. Gertraud, das rund 25 Jahre zur Stadtgemeinde Wolfsberg gehört hatte, durch einen demokratischen Volksentscheid die kommunale Eigenständigkeit wieder erlangte. Als 2001 der neue Dorfplatz seiner Bestimmung übergeben wurde, erhob die Kärntner Landesregierung Frantschach-St. Gertraud zur Marktgemeinde.
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