Gerhart Ellert: Wer war der Bestsellerautor aus dem Lavanttal wirklich?

In früheren Jahrzehnten gehörte Gerhart Ellert zu jenen österreichischen Autoren, die auch international große Bekanntheit erlangten. Aber viele begeisterte Leserinnen und Leser wussten nicht, dass sich hinter dem Bestsellerautor in Wirklichkeit eine Frau verbarg – die Wolfsberger Schriftstellerin Gertrud Schmirger (1900–1975).

„Man würde von einer Frau, die in einem der idyllischsten Kärntner Hochtäler einen kleinen Wald von appetitlichen Obstbäumen betreut und dort sehr sachkundig Äpfel und Birnen zieht, alles andere erwarten, als dass sie wuchtige, ja monumentale historische Romane schreibt. Und doch ist der Dichter Gerhart Ellert, dem wir eine ganze Reihe von Meisterwerken österreichischer Prosa verdanken – eine Frau.“ (Neues Österreich, 10. Januar 1948)

Eine Wolfsberger Schriftstellerin mit männlichem Pseudonym

Tatsächlich verbirgt sich hinter dem bis heute international bekannten Autor Gerhart Ellert die Wolfsberger Schriftstellerin Gertrud Schmirger (1900–1975). Schmirger schrieb unter dem männlichen Pseudonym historische Romane, Reisebeschreibungen und Jugendbücher und wurde u.a. mit dem Österreichischen Staatspreis für Kinder- und Jugendliteratur ausgezeichnet.

Porträt von Gertrud Schmirger (Gerhart Ellert). Benediktinerstift St. Paul.

Gertrud Schmirger wurde am 26. Jänner 1900 in Wolfsberg geboren. Sie war das einzige Kind von Dr. Camillo Schmirger, einem Primararzt am Wolfsberger Krankenhaus, und dessen Frau Gabrielle. Gertrud, die sich schon bald als besonders phantasiebegabtes Kind erwies, das gerne Geschichten erfand und erzählte, erhielt zunächst im Elternhaus Privatunterricht. Ihre schulische Ausbildung setzte sie dann im Benediktinerstift St. Paul fort, wo man ihr Privatstunden erteilte. Sie bestand die Matura in St. Paul mit Auszeichnung und studierte danach in Graz und Wien.

Obstbaumzüchterin, Reisende und Autorin

Als Gertrud 22 Jahre alt war, starb ihr Vater. Sie und ihre Mutter mussten ihr Leben umkrempeln und begannen damit, ein Obstgut mit Baumschule zu bewirtschaften. In der arbeitsfreien Zeit in den Wintermonaten unternahmen Mutter und Tochter immer wieder Reisen, die für Gertrud Schmirger immer öfter zu Recherchereisen wurden. Sie recherchierte in historischen Archiven und Quellensammlungen, wobei ihr sehr zugute kam, dass sie neben ihrer Muttersprache nicht nur Latein, sondern auch Englisch, Französisch und Italienisch beherrschte.

Seit den frühen 1930er Jahren schuf Gertrud Schmirger literarische Werke, die sie bald auch international bekannt machen sollten. Auf Anraten ihres ersten Verlages nahm sie als Autorin ein männliches Pseudonym an und wählte selbst den Namen Gerhart Ellert. Ihr erster großer Roman erschien unter dem Titel „Der Zauberer“ und beschäftigte sich mit Gerbert von Aurillac, dem späteren Papst Silvester II, der um das Jahr 1000 als einer der größten Gelehrten der Zeit galt.

Nach diesem Erstling erschienen nach und nach zahlreiche weitere Romane von Gerhart Ellert, in denen sich die Autorin immer wieder mit historischen Persönlichkeiten beschäftigte und dabei tief in ihr Leben und die Wurzeln ihrer Persönlichkeit eintauchte. Ihr Interesse galt weltlichen und geistlichen Herrschern ebenso wie Künstlern, Volkshelden und Religionsstiftern. Zu ihren bekanntesten Romanen zählen „Der Zauberer“, „Attila“, „Karl V.“, „Michelangelo“, „Mohammed“, „Die Johanniter“, „Wallenstein“, „Richelieu“, „Das blaue Pferd“. Außerdem entstanden einige Bühnenwerke und mehrere Sachbücher.

Einer der großen Bucherfolge der Autorin: “Die Johanniter” (1947)

Österreichischer Staatspreis, Professorentitel und Ehrenring

Als sie in den 1950er Jahren verstärkt begann, ihre Themen auch für junge Leser aufzubereiten, entstanden einige erfolgreiche Jugendbücher: u.a. „Das blaue Pferd“, „Auf endlosen Straßen“ und „Lösegeld für Dorothy“. Für „Auf endlosen Straßen“ wurde sie mit dem Österreichischen Staatspreis für Jugendliteratur ausgezeichnet. Außerdem erhielt sie 1966 den Titel Professor und 1960 den Ehrenring der Stadt Wolfsberg.

Gertrud Schmirger starb am 7. Mai 1975 in Wolfsberg. Sie liegt am Wolfsberger Stadtfriedhof begraben. Ihr literarischer und persönlicher Nachlass wird im Benediktinerstift St. Paul bewahrt. Aber auch im Museum im Lavanthaus in Wolfsberg ist der bekannten Schriftstellerin, die unter männlichem Pseudonym große Erfolge feierte und noch heute gerne gelesen wird, ein kleiner Ausstellungsbereich gewidmet.

Werner Thelian

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