Wandern, Bergsteigen und Mountainbiken liegen stark im Trend und zählen zu den beliebtesten Freizeitaktivitäten der Österreicherinnen und Österreicher. Das bringt es jedoch mit sich, dass auch die Anzahl der Verletzten von Jahr zu Jahr steigt. Die Gründe dafür sind meist mangelnde Erfahrung, Selbstüberschätzung und fehlende körperliche Fitness. Die Tipps der Sicherheitsexperten helfen dabei, die eigenen Fähigkeiten besser einzuschätzen und sich im Ernstfall richtig zu verhalten.
Die Zahlen sprechen für sich. So wurden allein im Vorjahr rund 16.700 Personen beim Wandern, Bergsteigen oder Mountainbiken so schwer verletzt, dass sie im Spital behandelt werden mussten. Und jedes Jahr verlieren rund 100 Menschen ihr Leben, weil sie in Österreichs Bergen verunglückt sind. Die Mehrzahl der tödlichen Unfälle passiert auch gar nicht im hochalpinen Bereich, sondern betrifft Personen, die in deutlich weniger schwierigem Gelände unterwegs waren. Manchmal ist sogar den erfahrenen Ersthelfern nicht ganz klar, warum es gerade hier zu einem tödlichen Zwischenfall kommen konnte.
Einig ist man sich jedoch darüber, dass es besonders oft grobe Selbstüberschätzung und mangelnde Fitness sind, die zu Unfällen mit schlimmem Ausgang führen. Zugleich zeigt die Statistik, dass deutlich mehr Männer als Frauen beim Wandern, Bergsteigen oder Mountainbiken verunglücken. Während in früheren Jahren besonders oft die sogenannten „Halbschuhtouristen“, die sich mit unpassendem Schuhwerk in die Berge wagten, für Probleme sorgten, sind dieselben Leute heute rundum viel besser ausgerüstet. Viele von ihnen übertreffen in puncto Ausstattung mittlerweile sogar Profibergsteiger, was jedoch keinesfalls darüber hinwegtäuschen sollte, dass ihnen sowohl die Ausbildung als auch die entsprechende Erfahrung fehlt. Denn auch die teuerste und beste Ausrüstung kann nicht verhindern, dass man stolpert, ausrutscht oder einfach das Gleichgewicht verliert. Passiert das Missgeschick an einer gefährlichen Stelle, kann selbst der an sich harmloseste Unfall sehr rasch tragisch enden.
Besonders verletzungsgefährdet sind laut Statistik übrigens die Mountainbiker, von denen jedes Jahr rund 6.200 Personen ins Krankenhaus eingeliefert werden müssen. Bei den überwiegend männlichen Unfallopfern kommen am häufigsten Knochenbrüche vor. Besonders oft sind Schlüsselbein, Rippen, Unterarme und Schultern betroffen. In schlimmsten Fällen kommt es zu Schädelverletzungen und Verletzungen im Bereich der Wirbelsäule.
Sicherheitstipps und richtige Verhaltensweisen im Notfall
Bei Spaziergängen, Wanderungen und sportlichen Aktivitäten in höher gelegenen Gebieten und im alpinen Gelände sollte man den Weg bereits im Vorhinein so genau wie möglich planen und sich über die örtlichen Gegebenheiten (Beschaffenheit des Geländes, Schwierigkeitsgrad) informieren. Liegen alle erforderlichen Informationen vor, kann man mögliche Risiken viel besser einschätzen. Auf keinen Fall sollte man die eigenen Kräfte und Fähigkeiten überschätzen. Sind auch andere Teilnehmer mit dabei, ist es wichtig, nicht nur die eigenen Fähigkeiten zu kennen, sondern auch die der anderen.
Wichtig ist es auch, die für das Vorhaben zur Verfügung stehende Zeit gut und realistisch zu planen. Neben der Berücksichtigung der Licht- und Temperaturverhältnisse und der voraussichtlichen Wetterlage sollten immer auch ausreichende zeitliche Reserven zur Verfügung stehen. Die werden spätestens dann benötigt, wenn plötzlich Umwege in Kauf genommen werden müssen, wenn die Witterung umschlägt, wenn sich jemand verletzt oder mehr Pausen als ursprünglich geplant erforderlich sind.
Angehörige, Freunde oder Quartiergeber sollten immer wissen, dass und wo man unterwegs ist und wann mit der Rückkehr zu rechnen ist. Das hilft im Notfall eventuell erforderlichen Such- und Rettungskräften bei ihrem Einsatz.
Draußen im freien Gelände und oben in den Bergen kann sich das Wetter besonders rasch ändern. Daher sollte man diesbezüglich auf alle Eventualitäten vorbereitet sein und immer einen Regenschutz und entsprechende, wärmende Bekleidungsstücke bei sich haben. Ein Rucksack eignet sich gut, um diese aufzubewahren.
Auch bei leichten Touren sollte man ein Mobiltelefon mit voll aufgeladenem Akku dabei haben, um für besorgte Angehörige erreichbar zu sein und im Ernstfall rasch Hilfe anzufordern (Notruf 112, Alpin-Notruf 140). Zur Ausstattung gehört natürlich auch ein Erste-Hilfe-Paket.
Weil es in höher gelegenen Regionen oder im alpinen Gelände durch dichten Nebel oder Regen schnell vorkommen kann, dass man die Orientierung verliert, ist das Mitführen einer Umgebungskarte und eines Kompasses bzw. eines GPS-Systems dringend anzuraten.
Unterwegs kommt es von Anfang an auf das richtige Tempo an. Dabei sollte man sich selbst nicht überschätzen (frühzeitige Ermüdung und in weiterer Folge Erschöpfung drohen) und auch auf eventuelle Begleiter Rücksicht nehmen. Das Tempo immer an das schwächste Mitglied der Gruppe anpassen und keinesfalls zulassen, dass sich die Gruppe teilt oder einzelne Teilnehmer zurückbleiben.
Darüber hinaus ist die richtige Verpflegung wichtig. Das beginnt schon bei einem guten Frühstück vor der Tour. Unterwegs sollte man ausreichend Getränke und energiereiche Nahrung bei sich haben und regelmäßig Pausen einlegen, um sich zu stärken und für eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr zu sorgen. Von Alkohol kann nur abgeraten werden, denn der macht nicht nur leichtsinnig, sondern auch müde.
Wenn tatsächlich ein Unfall passiert, dann so rasch wie möglich mit dem Mobiltelefon Hilfe anfordern. Dabei ist es wichtig, möglichst ruhig zu bleiben und der Rettungseinsatzstelle sowohl den Ort als auch das Unfallgeschehen so genau wie möglich zu schildern (was, wann, wo, wie, wie viele). Den Anweisungen folgen und immer am Unfallort warten, bis die verständigte Hilfe eintrifft. Verletzte grundsätzlich beruhigen und keinesfalls allein lassen.
Werner Thelian
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