Heute sind sie häufig. Vor Jahrhunderten waren sie noch eine absolute Seltenheit:
"Selfies" bzw. Selbstporträts.
Umso bemerkenswerter, dass man in der Stiftskirche des Benediktinerstifts St. Paul im Lavanttal ein echtes Selfie aus dem Mittelalter finden kann.
Man muss allerdings genau hinsehen...
Im nördlichen Querhaus der Stiftskirche befindet sich das berühmte "Stifterfresko", das aus der Zeit um 1493 stammt.
Abt Sigmund Jöbstl von Jöbstlberg engagierte dafür einen Künstler, der in der Kunstgeschichte v.a. als "Thomas von Villach" bekannt ist.
Aber da ist noch mehr...
Neben den Stiftern des Klosters (Graf Engelbert und Gemahlin) zeigt das Fresko die Heiligen Benedikt und Katharina. Außer einem Engel mit den Wappen wird links unten auch Abt Jöbstl von Jöbstlberg dargestellt.
Und im abschließenden Streifen ganz rechts befindet sich in einem kleinen Feld das besagte "Selfie"...
Das Stifterpaar betet nämlich zu den Kirchenpatronen Petrus und Paulus, die sozusagen "um die Ecke" dargestellt sind.
Es ist das Selbstporträt des Thomas von Villach, das den Künstler schelmisch lachend zeigt. So hat der Künstler sein eigenes Anlitz der Nachwelt überliefert. Bisher schon über 500 Jahre lang.
Ein Besuch im Benediktinerstift St. Paul und in den Stiftsmuseen lohnt sich auf jeden Fall.